Einbeck

Das Rad mehrfach erfunden

Was nehmen wir heute zuerst? Ein kühles Einbecker Bockbier ein Tuch vom Blaudrucker, etwas aus der Senfmühle oder gleich ein paar Pferdestärken? Die Stadt, in der Friedrich Wilhelm Adam Sertürner das Morphium erfand, betört. Sie steckt voller spannender Geschichten.

Dann sind hier Frauenköpfe zu erkennen, da Masken, Ranken und Blattwerk. Praktisch, dass sich gerade in diesem feinen Fachwerk die Tourist-Information der Stadt befindet.

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742 Brauhäuser waren stattlich

Nun geht es also los mit einem kleinen Rundgang. Klar, das weithin bekannte Einbecker Brauhaus bietet sich an für einen Besuch (mit Verkostung). Seit mehr als 600 Jahren werden hier Hopfen und Malz veredelt. Übrigens war es vor 400 Jahren üblich, Bier fast wie Wasser zu trinken, es war ein gesundes, weil keimfreies Lebensmittel.

So wundert es nicht, dass es 1616 insgesamt 742 Brauhäuser in Einbeck gab. Na, dann Prost!

Endlich wieder den Senf dazugeben

Wieder aufgenommen wurde 2010 die Senfherstellung. Die Rohstoffe kommen von den Bauern der Region. Von Kräuter- über Trauben- bis Chilisenf ist alles im Angebot. Die Produktionsräume stehen bei einer Besichtigungstour allen offen. Eine scharfe Sache auf jeden Fall.

Beim Blaudruck ist auch bei einer geführten Tour der Blick auf das mehr als 350 Jahre alte Einbecker Traditionshandwerk möglich. Doch welche Überraschung: Die Drucker machen nicht nur (in) Blau, elf Farben haben sie heute auf ihren Stoffen zu bieten. Auch die Muster sind vielversprechend.

Lange vor Amazon begann hier der Versandhandel

Langsam nähert sich die Runde aber dem Rad. August Stukenbrok kam 1888 nach Einbeck und baute eine Fahrradfabrik. Die robusten Zweiräder wurden schnell begehrt. Doch Stukenbrok landete einen weiteren Coup – er verkaufte sie im Versandhandel direkt an seine Kunden. Das klingt nach einem Vorläufer von Amazon oder Alibaba.

1908 kaufte er dazu ein Gebäude auf dem Kasernengelände am Ostertor. Dieses Haus dient heute als Rathaus. Stukenbroks Privatvilla im bestem Jugendstil steht gegenüber und beherbergt heute die Musikschule.

Wer Lust auf all die Rad-Varianten vom Klapprad für Fallschirmspringer bis zum Hochradfahren hat, geht ins Stadtmuseum. Da sind viele herzergreifende Radfahrgeschichten aus Nah und Fern zu lesen und nachzuvollziehen. Da ist zu lesen, wie sich Frauen ihr Recht zum Radfahrer erkämpften. Da sind Postkarten mit spektakulären Radunfällen zu sehen.

Das Mekka der Mobilität – der PS.SPEICHER

Ein noch größeres Rad dreht der PS.SPEICHER. Was dieses deutsche Zentrum für Mobilität zu bieten hat (und ständig wird es mehr), das geht auf keinen Fahrradschlauch. Mehr als 400 Oldtimer warten, wobei Nutzfahrzeuge, Kleinwagen und Motorräder einen großen Stellenwert haben.

Das Schöne: an mehr als 90 Aktivstationen können alle direkt etwas ausprobieren und lernen. Es geht nicht nur um alte Eisen, es geht um die Mobilität von morgen. Ob Porsche-Rennsimulator oder Lernwerkstatt, ob Elektrotankstelle oder Busse – hier ist das Mekka zu allen Fragen der Fortbewegung. Wie gut, dass die Genusswerkstatt gleich nebenan ist.

Zwischenspiel mit Eulenspiegel

Von Genuss hat auch Till Eulenspiegel ständig gesprochen, als er in Einbeck war. Schließlich arbeitete er (kurzzeitig) bei einem der vielen Bierbrauer. Das ging natürlich schief. In einem unbeobachteten Moment warf er den Hund namens Hopf in den Sud anstelle des Hopfens. Dann lieber doch einen frischen Einbecker Urbock – Prost nochmals!

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