Holzminden

Haarmänner prägten die Stadt

Ein Denkmal für Haarmann! Wer sich die eiserne Statue am Unteren Teich nahe des Flüsschens Holzminde südlich der Böntalstraße anschaut, wird verblüfft denken – Haarmann? Eher berüchtigt als bekannt ist Fritz Haarmann. Das war ein Serienmörder in Hannover Ende des 19. Jahrhunderts.

Doch dieser Friedrich Ludwig Haarmann lebte etwas eher, in Holzminden und war vor allem ein Bildungshandwerker. Als Architekt und Baubeamter gründete er die erste deutsche Baugewerkeschule. Darin lernten Bauhandwerker. Es waren die Vorläufer der Fachhochschulen.

Tatsächlich befindet sich heute in der 1902 errichteten Baugewerkeschule im Ort die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK). Es gibt acht Studiengänge in Holzminden. An der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen sind rund 1300 Studierende eingeschrieben.

Die Parkanlage mit Unterem und Mittlerem Teich entstand im 20. Jahrhundert, die Teiche sind schon älter. In ihnen wurde Wasser für den Betrieb mehrerer Mühlen aufgestaut.

Es begann mit Vanillin

Doch gab es in Holzminden mindestens einen weiteren Haarmann. Wilhelm hieß er mit (einem seiner) Vornamen, wurde 1847 in Holzminden geboren und studierte Chemie in Clausthal und Göttingen. Sein Verdienst: Er fand heraus, wie Vanillin herzustellen ist. Das war deshalb entscheidend, weil dieser Aromastoff weltweit gefragt ist, heute noch.

Er kommt in Lebensmittel, Getränke, Backwaren, Schokolade und Eis. Vanillin wird auch Parfüms zugesetzt oder Medikamenten als Geschmackstoff. 1874 gründete Haarmann mit seinem Freund und Kollegen Ferdinand Tiemann eine Vanillinfabrik.

Die Duftspur führt rund um den Marktplatz

Der zarte Duft betört die Stadt noch immer. Das ist für alle nachzuvollziehen, die sich nun auf den duftenden Stadtrundgang begeben.

Etwa eine halbe Stunde dauert das, führt vom Büro des Stadtmarketings am Marktplatz mit der Duftstele für Patchouliöl über das im Boden sichtbare blau-weiße Band zur Hyazinthe am Ackerbürgerhaus, zum Weihrauch am Torhaus, zu Geranium am Duftbrunnen oder Flieder am Sollingsandstein. Das Salböl ist der Lutherkirche gewidmet, Ecke Weser-/Kirchstraße.

Die Nase wird sich freuen, so eine Duftspur hinterlässt keine andere Stadt im Weserbergland. Wer aber noch mehr über eine Reise durch die Welt der Düfte wissen möchte, ist bei Symrise richtig. Diese Firma in Holzminden, hervorgegangen aus Haarmanns Vanillinfabrik, gilt in der Fachwelt als „hidden champion“, als versteckter Meister.

Von Holzminden aus wird ein weltweites Netz an Produzenten und Abnehmern von Duft- und Aromastoffen aller Art gelenkt.

Entspannen am Weserufer

Dann ist es endlich Zeit, sich einfach ans Weserufer zu setzen und dem Fluss sowie seinen Booten darauf nachzuschauen. Der Weser-Radweg führt vorbei. Was ist es schön, diese Lebensader in Ruhe zu betrachten. Und sich dann zu erinnern, was die Stadt im Herzen des Weserberglandes mit ihren rund 20.000 Einwohnern alles zu bieten hat.

Erinnern an Wilhelm Raabe

Übrigens hat in Holzminden der Dichter Wilhelm Raabe (1831-1910) einen Teil seiner Kindheit verbracht und einige seiner Geschichten dieser Heimat gewidmet. Aus seinem Werk „Der heilige Born“ ist die Romanfigur Klaus Eckenbrecher als Figur auf dem Raabe-Brunnen in der Halbmondstraße verewigt. Wie schön!

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