Bückeburg

Von Pflastersteinen und Wundpflastern

Von Pflastersteinen und Wundpflastern

Pflastersteine, wohin man schaut. Schnell noch ein Foto vom historischen Marktplatz. Traumhaft breitet er sich zu Füßen (oder vor dem Eingang) des Schlosses aus. Pflastertreten und müde Füße? Ja, genau, es geht um Hühneraugen und die Pflaster dazu.

Das kam so: Es war 1889, als der Apotheker Georg König in der Hofapotheke hier am Marktplatz (heute ein Restaurant) das berühmte Bückeburger Hühneraugenpflaster schuf. „Probat“ nannte er es.

Das gute Stück war harzfrei und reizte die Haut nicht. Sogar in Südafrika oder den USA wurden wunde Füße damit beklebt – ein Exportschlager. Schnell entstand eine Pflasterfabrik, auch fertig verpackte Arzneimittel wurden da produziert, auch das eine Weltneuheit. 4,5 Millionen Packungen Hühneraugenpflaster waren im Jahr 1900 schon verkauft. 

Was für eine Sensation! Die daraus hervorgegangene Firma Neschen ist heute noch aktiv. Sie ist auf selbstklebende Folien spezialisiert und stellt fast alles her, was unter die Rubriken Kleben, Schützen und Präsentieren fällt.

Zur Trauung ins Rathaus

Unter die Rubriken Schützen und (Re)Präsentieren fällt auch das Rathaus am Marktplatz. Es ist etwas jünger als das erste Hühneraugenpflaster, erbaut 1905-1906 im Stil der Weserrenaissance. Die meisten Räume dienen der Verwaltung. Doch sind im historischen Saal Stühle mit Namen von Bürgerinnen und Bürgern aus Bückeburg zu finden.

Eine hübsche Rarität. Diese Bürger und Bürgerinnen haben die Sitzmöbel gestiftet. Das können alle die begutachten, die zu den jeweiligen Trauungen in dem Raum eingeladen sind. Viel Atmosphäre bietet auch der Ratskeller unten im Rathaus – Delikatessen aus der Kellerküche gehören dazu.

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Von roten Wollröcken fasziniert

Jetzt gibt es bei der Erkundung Bückeburgs zwei Richtungen zu erleben: ins Mittelalter und zu den „Ärzten“ von 1996. Also erstens: Der Ausflug ins Museum Bückeburg ist deshalb lehrreich, weil es eines der ältesten Museen im Weserraum ist und bestens ausgestattet.

Beispiel: Das Rot der langen Wollröcke prägte das Bild der Frauen in den Schaumburg-Lippischen Dörfern bis weit ins 20. Jahrhundert. Die Tracht stand für Wohlstand der Bauern und Zusammenhalt. 

Das Museum zeigt eine beachtliche Sammlung mit Stücken aus einem Zeitraum von mehr als 100 Jahren. Das Haus selbst ist ein ehemaliger Schaumburger Hof mit Renaissance-Verzierungen und wurde schon 1564 erbaut, also weit vor dem Dreißigjährigen Krieg.

Was „Die Ärzte“ über den Ort dichteten

Und zweitens geht es auf YouTube online: Eine hübsche Pubertäts-Hymne auf Bückeburg hat die Band „Die Ärzte“ geschaffen. In „Straight Outta Bückeburg“ heißt es „Dein Brooklyn liegt in Bückeburg“ oder „Du weißt immer Bescheid, was wo abgeht, was unter anderem daran liegt, dass Bückeburg nicht groß ist, und alles vorher in der Zeitung steht“.

Es geht um einen Nasenring, Tätowieren und das erste Mal – rasieren. Die aktuellen Kommentare der Hörerschaft dokumentieren noch heute großen Zuspruch.

Ab ins Cockpit eines Hubschraubers

Das ist ja zum Abheben. Das wiederum ist in Bückeburg (fast) kein Problem. Jedenfalls lässt sich bei einem Rundgang durch das weltweit umfangreichste Sammelsurium an Hub- und Tragschraubern ganz bodenständig tief in Geschichte und Technik blicken. 50 Drehflügler stehen in einem modernen, barrierefreien Glasbau bereit.

Der Hit übrigens ist der Simulator. An dem wurden bis 2012 Bundeswehrpiloten geschult. Heute können alle mal für zehn Minuten selbst steuern, die Haube zuziehen und über drei Sichtmonitore die selbst gewählte Flugroute verfolgen. Was gibt es da nachher zu Hause alles zu erzählen – von Bückeburg, den Pflastern, Trachten und dem Schloss.

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