Rinteln

Wo sich die blauen Bänder kreuzen

Ach, du blaues Band der Weser! Von dieser Brücke aus bist du so schön zu sehen. 85 Meter überspannt die hübsche Bogenbrücke den Fluss. Das Besondere: Sie braucht keinen Pfeiler im Wasser. Diese Brücke ist 1927 für den Verkehr freigegeben worden. Die Sandsteinobelisken stammen noch von 1847.

Nur wenige Jahre zuvor entstand das dazu passende Weserlied, getextet von Franz Freiherr von Dingelstedt, ganz hier in der Nähe in einem Gasthaus im Rintelner Ortsteil Todenmann. „Hier hab‘ ich so manches liebe Mal / mit meiner Laute gesessen …“, dichtete von Dingelstedt.

Und wenn abends der blaue Lichterbogen die Brücke erstrahlen lässt, kreuzen sich zwei blaue Bänder – die Lichterkette und der Fluss. Es ist ein Wohlgefühl, was sich augenblicklich einstellt.

Drei Richtungen – drei Höhepunkte

Die Brücke bietet noch mehr: Von hier aus lassen sich bei guter Sicht die Porta Westfalica erkennen – sie liegt etwa 13 Kilometer nordwestlich – sowie die Burg Schaumburg. Sie ist in rund acht Kilometern Entfernung nordöstlich auf dem Nesselberg zu erkennen.

Somit ist Rinteln eine Art Brückenkopf verschiedener Landmarken und Landschaften, zumal über diese Brücke noch bis in die 1960er-Jahre die Extertalbahn fuhr. Das Extertal erschließt sich südlich. Und da lässt sich heute prima auf Gleisen Radfahren – das Gefährt nennt sich Draisine.

„Steigen Sie ein am Tor des Weserberglandes in Rinteln“, verkünden die Kundigen der Draisinen „und radeln Sie auf der extra dafür entwickelten Draisine durch das Lippische Bergland.“ Von der Muskelkraft her ist das eher läppisch, vom Fahrerlebnis legendär.

Der Marktplatz und sein Ensemble

Doch zurück nach Rinteln. Da ist der Marktplatz, ein geschlossenes Ensemble aus restaurierten Fachwerkhäusern. Sie stammen aus dem 13. Jahrhundert und sind äußerst sehenswert. Ins Auge fällt auch das Bürgerhaus. Wenn es erzählen könnte, würde es vom Umbau 1750 berichten, als marode Teile ersetzt wurden und oben Fachwerk hinzukam.

Dann war es Landgericht, Polizeigefängnis und seit 120 Jahren ist es Sitz der Stadtverwaltung. Wer heiraten möchte, kann das drinnen tun. Alle wollen dorthin, nein, nicht deswegen, sondern wegen der Tourist-Information unten im Haus. Wir sehen uns!

Von Feuerwehren und Musik

Vielleicht auch auf einem dann folgenden Rundgang durch Rinteln, denn es sind noch zu beachten: die Eulenburg mit dem Museum Rinteln, die Jakobi-Kirche, die Kirchen St. Nikolai und St. Sturmius sowie die Erinnerung an die Zeit von 1619 bis 1810. Solange hatte Rinteln eine Universität. Sic!

Doch heute ist es zeitgemäß, etwas unnützes Wissen anzuhäufen. Da wären: 1863 wurde in Rinteln eine der ältesten Freiwilligen Feuerwehren in Norddeutschland gegründet. 53 Mann waren im Einsatz, davon allein 24, um die Spritzen zu bedienen. 1918 nach der Abdankung des Kaisers regierte Rinteln kurzzeitig ein Arbeiter- und Soldatenrat.

1969 wurde Graham Coxon hier geboren, Sohn eines stationierten britischen Air-Force-Soldaten. Wer Fan der britischen Band „Blur“ ist (Stichworte Britpops, Indie-Rock, elektronische Musik), wird ihn kennen, denn er ist deren Leadgitarrist und Mitbegründer.

Für alle anderen steht das Blasorchester der Feuerwehr bereit oder auch das Jugendblasorchester Rinteln (JBO Rinteln genannt) sowie natürlich das Weserlied. Übrigens ist oberhalb von Hann. Münden in der Weserliedanlage am Hang des Questenberges der Text auf einer Relieftafel nachzulesen.

Und dazu der Weserblick! Das ist ganz großes Kino, gleich auf Platz zwei nach der Rintelner Bogenbrücke.

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